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Trailmaster 2014

Es ist eine schwere Geburt ;-)

Denn aus dem Freundeskreis kann ich niemanden überzeugen diese Tour mitzufahren. Ob das wirklich nur am Termin liegt oder auch am Ausschreibungstitel “Trailmaster Xtreme”? Aber die Tour von Wolfgang reizt dermaßen, da muss ich mit.

Und so Treffen sich 8 “Verrückte” und Theresa am 16.8.2014 im Hotel Astoria in Livigno: Andreas, Axel, Guido, Joachim, Torsten, Tom, Wolfgang und ich.

Stage1: Livigno - Livigno

Mit dem Lift hinterm Hotel geht es hoch zum Carosello 3000, dann folgt ein flowiger Trail zur Eingewöhnung und weiter über Schotter zurück nach Livigno. Dort ziehen wird dann eine Tageskarte des Mottolino Bikeparks:

• 6x den Mottolino-Lift genommen

• nicht mehr zählbare Übungen an den Absprunghügeln

• zumindest den kleinsten Drop gesprungen

• beim 2. Versuch am Wallride ordentlich gemault …

• nachdem ich daheim Stunden damit verbracht habe, den Vorderreifen auf tubeless zu montieren, fahre ich den direkt platt. Schöne Pampe aus Schlamm und Dichtmilch …

• die Weltcup-Abfahrten zwingen dann doch an einigen Stellen zum Schieben

• Wolfgang will gar nicht mehr vom Luftkissen runter


Stage2: Livigno - Santa Caterina

Per Shuttle geht es zum Passo del Foscagno. In der noch feuchten Wiesenabfahrt sauen wir uns direkt richtig ein. Andreas hat technische Probleme und muss sich nach 2 (!) abgerissenen Schaltaugen abholen lassen.


Axel muss heute ganz passen wegen Magen/Darm-Problemen - schöne Aussichten.

Wir fahren ins Val Trela und es geht direkt mit einer Schiebepassage los. Das Tal ist wunderschön, kein Wölkchen am Himmel. Irgendwann zieht Wolfgang nochmal das Tempo an, ich kapiere erst spät, dass uns eine italienische Race-Gruppe im Nacken sitzt. Aber wir sind erster auf der Passhöhe - und fragen uns, wie die es bloß schaffen, noch so sauber zu sein. Die folgende Abfahrt bietet tolle Bilder, kaum technisch, dafür schöner Flow.

Nach der Mittagspause in Bormio geht es mit der Gondel zur Cima Bianca. Höhe über NN: Knapp 3000m. Der Trail ins Val di Sobretta ist episch. Es geht erst über groben Felsschotter hinab. Das fährt sich schwammig und das Geräusch der klappernden Felsplatten ist besonders.



Nach der Flußquerung ändert sich der Charakter in einen flowigen Wiesentrail, unterbrochen von einem technischen Steilstück, an dem mir auch noch Wanderer entgegenkommen. Also besser kurz schieben. Nach einem kurzen heftigen Gegenanstieg folgt ein wurzeliger Waldtrail. Auch der gefällt und bis auf eine grobe Steinstufe fahre ich das Ding durch. Geil!

Das Zielbier in Santa Caterina haben wir uns verdient und das Grinsen im Gesicht geht an diesem Tag nicht mehr weg …

Stage3: Santa Caterina - Sulden

Das Abenteuer beginnt schon mit dem Shuttle. Mit Mauricio und seinem Defender geht es hoch zum Rifugio Pizzini.


Schon krass, was so ein Jeep alles fahren kann. Exklusiv ist dieser Tripp trotzdem nicht, ein weiteres Shuttle fährt auf uns auf und kurz vor dem Rifugio kommt uns ein weiteres entgegen. Beeindruckend ist die Landschaft, schon aus dem Jeep heraus sind gleich mehrere Gletscher sichtbar, zudem hängt eine graue Wolkendecke über den Gipfeln, durch die an einigen Stellen die Sonne durchbricht. Ich kann mich daran kaum sattsehen.



Vom Rifugio Pizzini sind es noch 300 Höhenmeter bis zum Passo Zebru, das bedeutet meistens schieben. Doch die Aussicht auf die Gletscher ist faszinierend und lenkt ab.




Die Abfahrt quert einige Schneefelder und im ersten fahrbaren Steilstück zieht ein fetter Stein magisch mein Vorderrad an. Die Überlegung rechts oder links vorbei dauert zu lange und so nehme ich den direkten Weg über den Lenker. Zum Glück nix getan. Im weiteren Verlauf müssen wir dann alle an einer Stelle schieben. Das ist so steil und ausgesetzt, ausserdem lösen die Leute über mir schon beim Laufen kleine Gerölllawinen aus, so dass mir dabei alles andere als wohl ist. Kritisch ist noch eine Bachquerung, ansonsten folgt nur noch purer Flow.

Zurück in der Zivilisation, als alle schon auf Mittagspause eingestellt sind, kündigt Wolfgang noch ein paar “Wellen” an. Die entpuppen sich als äußerst fiese Gegenanstiege, die oft nur schiebend zu bewältigen sind. Kleine Klarstellung: Schieben tun meist alle - ausser Wolfgang, der zieht das gnadenlos durch und fährt fast alles. Für die Wellen werden wird aber noch entlohnt durch ein paar schöne Trails, Wald, Wiesen, steil, leicht abfallend wie ein Pumptrack, alles dabei. Und leider auch wieder ein Punkt auf meinem Sturzkonto.

Nach der Mittagspause im Stadtzentrum von Bormio mit ordentlich Kalorien nachladen geht es per Shuttle zum Stilfser Joch. Das Verladen der Räder in dem geschlossenen Hänger dauert ewig, da das Ding nicht für so lange Räder ausgelegt ist. Zudem entdecke ich einen fetten Riss in meinem Vorderreifen, was wohl auch der Grund für meinen Bikepark-Plattfuss war. Ich verdränge die Gedanken, was ich alles damit gefahren bin, und versuche während der Auffahrt zum Stelvio das Ding provisorisch zu flicken. Nach Axel gestern verbuchen wir nun mit Joachim den nächsten Ausfall. Kurz vor der Passhöhe muss das Shuttle halten und wir sehen Joachim’s Mittagessen wieder …

Theresa nimmt ihn an der Passhöhe mit dem Auto mit, nachdem sie dort Andreas abgeliefert hat. Andi hat sich vormittags ein Leihrad organisiert, so dass er zumindest noch die zweite Abfahrt des Tages mit uns fahren kann. Und das ist der Goldseetrail. Doch auch der beginnt erstmal mit Hochschieben zur Dreisprachenspitze.


Was folgt ist optisch einzigartig. Ein Weg in den Hang geschlagen wie mit dem Lineal, technisch nicht anspruchsvoll, aber ein Fehler würde einen tiefen Fall bedeuten. Auf der anderen Talseite tront der Ortler, unter einem sind die Kehren der Passstrasse zum Stilfser Joch sichtbar.


Im weiteren Verlauf wird der Trail technischer. Manche Passagen über grobe Steinbrocken gehen nur schiebend, doch das Verblockte bis zur Furkelhütte ist nicht mehr so absturzgefährdet und somit fast durchgängig fahrbar. Wir sammeln uns kurz vor der Hütte und können dabei auch noch 3 Murmeltiere beobachten.


Auch hier steht allen wieder ein fettes Grinsen im Gesicht - was dann kurze Zeit später in Gomagoi wieder verschwindet. Denn von hier müssen wir die Strasse nach Sulden hochkurbeln, 550 sinnlose Höhenmeter auf Teer, da stellt sich nach solch einem geilen Tag die Sinnfrage und die Motivation ist im Keller … bis zum Zielbier jedenfalls ;-)

Es folgt noch eine Reparatursession: Mantel Vorderrad tauschen, versenkbare Sattelstütze verreckt –> gegen fixe tauschen, Hauptlager Schwinge nachziehen, …

Stage4: Sulden - Tabland

Heute steht das Madritschjoch auf dem Programm. Mit dem habe ich noch eine Rechnung offen, da wir es 2010 wetterbedingt auslassen mussten. Die Vorhersage für heute ist nicht toll, aber wir starten zumindest im Trockenen. Mit der großen Gondel überwinden wir locker die ersten Höhenmeter, doch kaum ausgestiegen fängt es leicht an zu regnen. Die Strecke führt entlang eines Sesselliftes und ist - wie zu erwarten war - kaum fahrbar. Der Regen wird stärker und meine Stimmung ist mies. Ich glaube Wolfgang hatte Angst, als er dieses Bild gemacht hat ;-)


Bis der Regen endlich in Schnee übergeht bin ich schon durchnass - und habe Bedenken, dass ich mir oben den Arsch abfriere … In einem Schneefeld passieren wir ein paar Wanderer, zumindest deren Border Collie hat richtig Spaß! Dann nochmal Schieben und ich stehe am Madritschjoch.


So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Schneefall, Sicht geht gegen 0, es dauert bis der letzte oben ist und Axel hat wieder Probleme und setzt noch eine Markierung ;-)


Mit Regenjacke geht es in die Abfahrt. Nur Wolfgang fährt die ersten Meter, die sind richtig steil und ich frage mich, wo der die Haftung hernimmt. Danach wird der Trail flowiger mit technischen Passagen, die aber meist fahrbar sind. Es regnet immer noch, doch das kann ich gut ausblenden. In einer Schlammkuhle hole ich mir noch nasse Füsse, ehe wir Rast in der Zufallhütte machen.

Die nassen Klamotten will ich danach nicht mehr anziehen, Unterhemd und Windjacke reicht auch, da es aufgehört hat zu Regnen :-) Es geht trailig weiter bis zum Zutriftsee - und danach folgt nach kurzer Schiebepassage das für mich krasseste Stück bergab: Nass, steil, Wurzeln und eng. Selbst im Trockenen hätte ich hier wohl einiges geschoben. Danach dann auf Straße bis kurz vor Morter, wo wir auf die mir sehr gut bekannten Waalwege abbiegen.

An der Seilbahn in Latsch haben alle ein fettes Grinsen im Gesicht - und der Tag ist ja noch nicht zu Ende. Da Andreas und Guido noch zum Radladen müssen nutzen wir die Pause, das Spaghettieis war super. Von St. Martin nehmen wir den Vinschger Höhenweg (2er) Richtung Osten bis Trumsberg. Das Stück kenne ich auch schon, trotzdem wird mir eine Kunststoffwasserleitung zum Verhängnis, wieder so ein blöder überflüssiger Sturz - zum Glück nix getan. Der weitere Verlauf des Weges bis Tschars wird dann nochmal abenteuerlich - Zensur …

Den letzten Anstieg nach Tabland hatte ich dann auch kürzer in Erinnerung, aber Hauptsache geschafft, Zielbier, Duschen, Essen, Zielbier, Bettchen.

Stage5: Tabland

Tja, meine Streckenführung entspricht nicht der geplanten: Eisjöchl, Meran, Vigiljoch, Tabland.

In der Nacht hat es auch mich erwischt und ich habe alles von mir gegeben, zum Glück nur “unten” raus. Trotzdem ist an Radfahren gar nicht zu denken. Meine Ernährung an diesem Tag besteht aus Kamillentee, Orangensaft, trockenen Sticks und beim Abendessen schaffe ich eine halbe Frittatensuppe. Ey Scheiße!

Stage6: Tabland - Livigno

Und leider muss ich auch die Etappe vom Stilfser Joch zurück nach Livigno aussetzen, stattdessen fahre ich mit Theresa im Auto mit. Immerhin schaffe ich die ganze Strecke mit den gefühlten 100 Kehren durchzuhalten, ohne irgendetwas von mir zu geben. Stressig war es trotzdem, denn auf meine mehrfache Nachfrage, ob wir denn bis Livigno genug Diesel im Tank haben, ernte ich nur ein lässiges “passt schon”. Doch auch Theresa wird nervös, als schon hoch zum Stilfser Joch die Tanknadel auf Null fällt. Ich denke nur, lass es diese Karre bitte bis nach oben schaffen, runter geht dann schon irgendwie.

Wir schaffen es auch so bis zur Tankstelle in Bormio, wo uns ein netter Italiener noch den Tankautomaten erklärt.

In Livigno treffen wir uns dann alle in der Latteria, nur die Parkplatzsuche war nicht einfach, und ich sag noch, “da willst Du jetzt nicht wirklich reinfahren” …



Fazit: Unschönes vorzeitiges Ende, aber trotzdem eine geile, krasse Tour, die ich so schnell nicht vergessen werde. Ich habe so viele Bilder im Kopf (und auch auf Festplatte), die beim Abrufen/Anschauen immer wieder dieses fette Grinsen ins Gesicht zaubern.

Vielen Dank an Wolfgang für alles: Einladung, Organisation, Streckenführung, Guiding, …

Ebenso vielen Dank an Theresa, die es nicht leicht hatte, es allen Recht zu machen, das Gepäck schleppen musste, sich mit schlecht gelaunten Hoteliers rumschlagen musste - und auch noch leider viel zu oft Taxi und Krankentransport war.

Danke auch an alle Mitfahrer, das war eine Team ohne jegliche Spannungen, was auch noch konditionell und fahrtechnisch super gepasst hat.

Und ein Extra-Dank geht noch an Guido für die Mitfahrgelegenheit.

Und wer noch mehr Bilder ertragen kann, findet sie hier.