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Allein im Wald

Montag, 08.11.2010. Nach einem Besuch in einem Kronberger Radladen entscheide ich mich für die “indirekte” Heimfahrt. Den Taunus kann man doch nicht einfach so links liegen lassen. An der Klinik Falkenstein blockiert ein abgestelltes Polizeifahrzeug den Trail. Müssen die so blöd parken?

So langsam sollte ich mir auch mal ne Strecke ausdenken. Noch zum Fuchsstein? Ne, dann aber das Steilstück zum Parkplatz Falkenstein. Scheiße ist das glatt, wann hab ich hier zuletzt geschoben? Und was ist das für ein Lärm, Flugzeug?

Nein, es ist ein Hubschrauber. Und scheinbar interessiert der sich für mich, denn er steht dauernd über mir. So hab ich mir das vorgestellt, nachts einsam im Wald im Schein der Lupine einfach die Ruhe geniessen …

Am Parkplatz angekommen sehe ich entfernt Lichter. O.K., die suchen jemanden. Ein Auto nähert sich von hinten mit aufgeblendeten Scheinwerfern, biegt dann aber ab. Kurz darauf “Hallo?”, “Entschuldigung!”.

Ich wende und fahre das Stück zurück. Eine junge Polizistin spricht mich an. Sie suchen einen älteren Herrn mit grauem Pulli, der in der Klinik Falkenstein vermisst wird. Ich verspreche die Augen offen zu halten und anzurufen, wenn ich fündig werde.

Weiter gehts Richtung Fliegerdenkmal. War das hier schon immer so steil? Und warum beschlägt meine Brille dauernd? Na gut, dann erstmal ein Stück flachen Forstweg zum aushecheln. Wo gehts denn jetzt weiter? Der Trail muss doch hier irgendwo abzweigen. Kann mal jemand die Nebelmaschine abstellen? Langsam wirds richtig gruselig. Die Helmlampe hab ich wieder abgeschaltet, sonst sieht man nur noch weisse Wand. Selbst mit meinen guten Ortskenntnissen und dem quasi Schritttempo bergauf schaffe ich es, vom Weg abzukommen. Besser umkehren? Nicht so kurz vorm Gipfel.

Die Knackstelle zum Plateau schaffe ich nicht, aber ich muss mich auch nicht wieder aufs Maul legen. Der Nebel schlägt sich nieder, seh ich nur so schlecht oder ist das Gras teilweise weiss? Egal, endlich auf dem Altkönig! Die Aussicht geniessen ;-)

Man sieht gar nix, ich weiss noch nicht mal, wo ich bin, bis ich die Bank finde, von der man normalerweise den Feldberg sieht. Also von hier quer übers Plateau und den schwarzen Balken suchen. Die Wegmarkierungen sind mir bisher nie aufgefallen, leuchten aber nun auffallend aus dem Nichts. Am Ringwall wird die gespenstige Ruhe wieder vom Surren des Hubschraubers abgelöst. Grrrrhhhh.

Mein Tempo bergab ist gefühlt nicht wesentlich schneller als vorhin bergauf. Trotzdem steh ich wieder mitten im Wald. Wo gehts lang?

Erst am Querweg zum Fliegerdenkmal ist der Nebel auf einen Schlag verschwunden. Schneller wirds trotzdem nicht, denn nun liegen Tonnen von Laub auf dem Trail. Am Viktoriatempel verfolgt mich wieder mein Freund, der Hubschrauber. Grauer Pulli? Ne, graue Softshell! Was sehen die eigentlich genau von mir?

Den Viktoriatrail bin ich lange nicht so runtergeschlichen, so glatt wars hier letzten Mittwoch noch nicht. Naja, zumindest wäre diesmal schnell Hilfe da ;-) Ich bin nur noch froh, als ich diesen Hubschrauber nicht mehr höre.

Ein Tag später. Dank google finde ich heraus, dass der Vermisste wieder unversehrt aufgetaucht ist. Auszug aus der Polizeimeldung: “Im Rahmen der zeitgleich ausgestrahlten Öffentlichkeitsfahndung konnte der Mann dann gg. 22.52 Uhr in der Innenstadt von Königstein angetroffen und wohlbehalten in die Klinik zurückgeführt werden.”

Viel früher war ich auch nicht daheim. Und frei übersetzt heisst das wohl, der Typ hat sich mal ordentlich einen hinter die Binde gekippt - hätt ich vielleicht auch besser mal gemacht ;-)