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Ötztaler Radmarathon 2008 – Ich habe einen (Alp-)Traum ...

Samstag, 30.08.08

Noch bin ich guter Dinge. Im Gegensatz zu den Vorjahren mache ich mich nicht zu sehr verrückt. Abgestumpft? Die Schmerzen vergessen? Wohl kaum, aber die Luft nach 4 Teilnahmen in Folge und der super Zeit vom Vorjahr ist einfach raus. Warum dann überhaupt wieder? Wenn ich das nur wüsste …

Sonntag, 31.08.08

Die Nacht ist um halb 5 zu Ende. Die Gesichter beim Frühstück sehen irgendwie verknittert aus. Bleibt noch die Kleidungsfrage und kurz vor 6:30 rollen wir zum Start. Wir sind diesmal nicht verabredet, trotzdem treffen wir einen Großteil der RSG Citybike Darmstadt dort wieder.


Und eigenen Support haben wir auch dabei:


Sölden – Der Start

Diesmal erst um 6:45 Uhr, mit dem Startschuss dürfen die ‚Profis’ aus dem ersten Block starten. Wenig später rollen auch wir über die erste Zeitmarke.

Nach wenigen km steht plötzlich das Feld am Ende eines Tunnels – übler Massensturz. Danach geht es aber sehr gesittet bis runter nach Ötz. Zufall?

Kühtai

Heute läuft es bei mir. Komisch, aber ich bin nicht bös drum. Den ersten km das Kühtai hoch kann ich das Tempo von Hauke und Arne mitgehen. Allerdings holt mich dann die Kleidungsfrage wieder ein, das warme Langarmtrikot muss weg. Weg sind auch Hauke und Arne…
Wenig später fahre ich auf Torsten auf und ab hier geht’s erstmal gemeinsam weiter.


Das Kühtai bin ich noch nie so locker gefahren. Die Verpflegung auf der Passhöhe lasse ich aus. Torsten tankt kurz und fährt in Kematen wieder auf mich auf.

Den Brenner hoch rollen wir das Feld von hinten auf. Der Ötzi macht ja doch Spaß! Die 700 hm fahren wir mit einem guten 31er Schnitt – zum Glück krieg ich das nicht auf der Strecke mit …

Brenner

Nach dem obligatorischen Wassertausch treffen ich Hauke und Arne wieder. Und da macht’s ‚klick’ bei mir. Wenn es schon so gut läuft, dass ich mit potentiellen U9-Stunden-Fahrern am Brenner stehe, dann hänge ich mich dran. Entweder – oder …

Den Brenner geht’s also zu dritt im Citybike-Express runter, Torsten wollte nicht mit.

Jaufenpass

Unten in Sterzing treffe ich noch Ralf (Ex-Xtreme-Team) und es geht zu viert in den 3. Pass des Tages. Doch nicht lange, das von Arne gefahrene Tempo ist mir zu hoch und ich sage Tschüß. Der Jaufenpass fährt sich ganz gut, nur oberhalb der Baumgrenze wird es noch mal zäh.


Hier überhole ich Ralf wieder und wenig später rolle ich erleichtert über die Passhöhe. Wasser hab ich noch genug, also lasse ich die Verpflegung aus. Und nun kommt sie, meine Lieblingsabfahrt, zwar vom Belag her etwas ramponiert, aber trotzdem soooo geil!

Timmelsjoch

In St. Leonhardt sind es – wie immer – locker über 30°. Es ist drückend und die Hitze hinterlässt auch bei mir ihre Spuren. Im ersten fiesen Steilstück hinter Moos melden sich dann meine Oberschenkel. Erst der Rechte, dann sofort der Linke. Krämpfe!!!


Ich versuche im Stehen zu fahren, bringt aber auch nicht viel. Oh nein. Wie soll ich denn den Rest schaffen, wenn hier schon die Krämpfe beginnen? Der Spuk ist nach wenigen Sekunden kurz vorbei, doch sobald es länger steil ist, kommen die Krämpfe zurück. Fuck. Ich trinke nun so viel es geht und rette mich irgendwie bis zur Verpflegung in Schönau.

Mir ist schlecht. Ich würge 2 Mini-Stücke Kuchen rein und ergattere noch einen Beutel Magnesiumpulver. Und nun? Weiter, es gibt ja eh keine Alternative.

Zunächst geht es einigermaßen, aber es ist hier ja auch noch nicht steil. Etwa in der Hälfte der Timmelsjoch-Wand überholt mich Torsten. Ihm geht es auch nicht wirklich gut, aber er kurbelt locker an mir vorbei. Er ist kaum außer Sichtweite, da kommen die Krämpfe zurück – und wie. Ich muss vom Rad und kann gerade noch rechtzeitig ausklinken.

Toll, jetzt stehe ich hier, fast bewegungsunfähig, ausgeträumt? Auf den Besenwagen warten? Klar denken kann ich eh nicht mehr, aber irgendwann komme ich auf die Idee, es mit schieben zu probieren. Auch hier sind die Krämpfe wieder da, aber es geht. Geschwindigkeit: 4 km/h, vorher waren es auf dem Rad schon unter 7 km/h, also besser als rumstehen. Aber bis zum Tunnel schieben - geht auch nicht. Also noch mal versuchen. Das Bein geht krampffrei übers Oberrohr und ich kann weiterfahren. Nur wie lange?


Nicht lange. Es erwischt mich vorm Tunnel noch mal, gleiches Procedere, Schieben, Schieben, Weiterfahren. Gerade wieder auf dem Rad haut mir jemand von hinten auf den Rucksack – und Klaus zieht locker und strahlend an mir vorbei. Hat der überhaupt geschwitzt?

Ich schaffe es diesmal bis zum Tunnel. Es fällt eine Last von mir ab – denn die übrigen Gegenanstiege kann ich zur Not wirklich noch schieben. Aber keine Spur von Freude, kein Adrenalinausstoß, hier wird mir klar, ich habe mit dem Ötzi abgeschlossen …

Die verbleibende Strecke nehme ich nicht mehr richtig wahr. Die Oberschenkel halten, aber ich vermeide auch jeden Druck aufs Pedal. Völlig fertig rolle ich in Sölden über die Ziellinie.


Fazit

Die Frage ‚Entweder – oder’ ist ja nun geklärt. Trotz der Schiebung am Timmelsjoch hat es noch zur persönlichen Ötzi-Bestzeit von knapp 9:27 h gereicht. Zumindest das versöhnt etwas.

Und Hauptsache heil durchgekommen – denn Florian erwischt es in der Abfahrt vom Kühtai, ein Horrorcrash mit anschl. Hubschrauberflug. Zum Glück keine schweren Verletzungen und ‚nur’ ein geschrottetes Rennrad …

Good Bye Ötzi!