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Blue Ridge Parkway 2006

Die Idee …

… hat Thorsten. Er hat den Artikel von Thomas Liese in der procycling gelesen. Außerdem hat er Verwandtschaft in Amherst – direkt am Blue Ridge Parkway …

Damit bin ich infiziert …

Der Blue Ridge Parkway …

… ist eine Touristenstraße, die (grob) zwischen Washington und Atlanta über den Kamm der Appalachen verläuft. Und das ohne jede Ampel und kreuzungsfrei. Er startet bei Waynesboro und endet 469 miles (~ 755 km) später bei Cherokee. Weitere Infos hier.

Die Truppe

Agi, Thorsten, Torsten und ich. Agi – Thorstens Freundin – ist als Fahrerin des Begleitfahrzeugs auserkoren. T + T kenne ich erst seit Dezember 2005 vom Darmstädter Radtreff (RSG Citybike), Agi nur flüchtig.

Amherst (Virginia)

Torsten und ich treffen am 12.09. dort ein. Agi und Thorsten sind schon 2 Tage früher geflogen. Wir werden von Thorstens Tante Evi und seinem Onkel Gwinn herzlich aufgenommen. Die Frotzeleien zwischen den beiden sind schon genial. Diese Art von Humor liegt mir und somit entwickelt sich – zumindest aus meiner Sicht – schnell ein guter Draht zu unseren Gastgebern. Erwähnenswert, weil mir das selten passiert …


Der 13.09. ist Ruhetag, den 14.09. verbringen wir in Washington.

15.09. Prolog: Rund um Amherst

Die kleine Runde hat es in sich. Es ist niemals eben, immer rauf und runter. Thorsten hat einen Hügel vorgeschlagen, den er vor zig Jahren mit dem MTB gefahren ist. Wir verfahren uns schon direkt in Amherst, später verpassen wir eine Kreuzung und stehen auf einmal auf der 130. Also zurück …


Der Hügel ist anfangs asphaltiert, dies ändert sich jedoch schnell. Doch der Schotter ist im unteren Teil gut fahrbar, da festgefahren. Auch dies ändert sich dann aber … Komischerweise falle ich nach vorne raus. Somit bin ich bei einer Begegnung mit freilaufenden Hunden alleine und hätte fast das Pfefferspray ausgepackt. Oben werden wir mit einer schönen Aussicht für unsere Mühen belohnt, leider etwas dunstig an diesem Tag.




Zurück geht’s diesmal ohne Umwege direkt nach Amherst. Thorsten – gesundheitlich angeschlagen – fällt nach hinten raus. Zurück bei Evi und Gwinn sind wir 78 km mit fast 1500 hm gefahren – eigentlich zu viel für einen Prolog …

16.09. Stage 1: Waynesboro – Buena Vista

Agi fährt uns mit dem Auto zum Start. Hatte schon überlegt, diese Etappe von Amherst aus zu fahren. Nach der Autofahrt bin ich froh, dies nicht getan zu haben (hätte doch noch einige Höhenmeter gehabt …). Das Wetter in Amherst ist sonnig, doch je näher wir dem Parkway kommen, desto schlechter wird es. Die höheren Berge sind in dichte Wolken gehüllt.



Am Start überwiegt die Freude: Endlich geht’s los. Und wie. Torsten legt ein ganz gutes Tempo vor, ich habe Mühe zu folgen, zumal es direkt kalt in den ersten Berg geht.





Die Landschaft ist beeindruckend. Das Wetter mit den tief hängenden Wolken erzeugt eine ganz besondere Stimmung. Einfach das Hirn abschalten und genießen … Mittlerweile komme ich auch mit dem Tempo klar und wir fahren die gesamte Etappe fast komplett im 3er-Verband.

Viel früher als erwartet kommen wir am heutigen Etappenziel an. Wir fahren Agi auf der 60 entgegen, der Gegenanstieg hier tut dann doch noch richtig weh …

Wir verbringen noch eine Nacht bei Evi und Gwinn in Amherst, ehe es dann richtig los geht …

17.09. Stage 2: Buena Vista – Roanoke

Die erste Hürde ist heute das Packen. Reisegepäck von 4 Personen plus Thorstens Radverpackungen plus 3 Räder plus Proviant in einen Minivan pressen. Ach ja, 4 Personen müssen auch noch rein …

Irgendwie passt es – beruhigend, denn von nun an sind wir sehr flexibel: Wir können uns jederzeit von Agi aufsammeln lassen …

Wir starten genau dort, wo wir gestern den Parkway verlassen haben, oberhalb von Buena Vista. Wir passieren den niedrigsten Punkt des Parkways am James River, bevor es 20 km und 1000 hm bergauf geht.


Das Wetter ist heute genial: Sonne pur. Etwa 2 Drittel der Strecke geht es mir blendend, doch dann ist’s auf einmal aus. Die letzten km werden zur Qual.






T + T müssen auf mich warten und ich verfluche den vermeintlich letzten Anstieg zum Roanoke Mountain. Doch Richtung Stadt kommen nochmal 2 fiese Gegenanstiege …

Am Ortseingang wartet Agi und ich muss erstmal eine Cola inhalieren. Zudem gestaltet sich die Motel-Suche schwierig, da wir über eine Nebenstraße nach Roanoke rein gefahren sind. Im Ort packen wir dann alles ins Auto und setzen damit die Suche fort.

Schwierig wird’s dann noch mal bei der Auswahl des Abendessens: Fisch und Chinesisch gehen nicht an mich und Thorsten ist Vegetarier. Mahlzeit! Wir landen schließlich bei Applebee’s – und ich hätte Thorsten gekillt, wenn wir da wieder raus gegangen wären …

18.09. Stage 3: Roanoke – Fancy Gap

Wir lassen uns von Agi zurück zum Roanoke Mountain fahren. Vor der heutigen (und der folgenden) Etappe habe ich Respekt. Denn hier sind jeweils über 2000 hm angesagt und dies ohne richtigen Berg. Ständiges Auf und Ab, hügelig. Praktisch läuft das dann so. Man befindet sich in der Abfahrt und hat den größten Gang gekettet. Man sieht den Gegenanstieg, das Blickfeld reicht aber nur bis zur nächsten Kuppe oder Kurve. Optimistisch lässt man das große Kettenblatt drauf und die Ernüchterung folgt, weil es weiter bergan geht.




Nach x Wiederholungen schaltet man beim Anblick eines Gegenanstieges schon aufs kleine Kettenblatt … … insbesondere dann, wenn man am vorherigen Gegenanstieg alle Körner verschossen hat. So bin ich denn auch am heutigen Tag gegen Ende der Etappe hinten raus gefallen. Druck hatte ich aber noch, wenn auch nicht auf dem Pedal …

© by Torsten


Die Motel-Suche ist heute einfach. Ganze 2 gibt’s in diesem Kaff. Sollte das Schlechteste der ganzen Reise sein – und das Essen im einzigen Restaurant ist auch entsprechend … Amerikanisch halt …

19.09. Stage 4: Fancy Gap – Blowing Rock

Torsten hat sich erkältet. Und auch wettertechnisch ziehen dunkle Wolken auf. Es ist zwar am Start trocken, doch die Strasse ist noch nass. Ein Blick gen Himmel verheißt nichts Gutes …







Doch Glück muss man haben. Es bleibt trocken und mit der Zeit drängt sich die Sonne immer mehr in den Vordergrund. Bisher sind wir dem Etappenplan von Thomas Liese gefolgt. Wir haben uns mit Agi am heutigen Etappenziel Benge Gap verabredet um eventuell die Etappe zu verlängern.

Doch in Benge Gap keine Spur von Agi. Wir warten … Mein Handy geht zwar, doch Agi erreiche ich nicht. Schließlich entscheiden wir uns weiter zu fahren. Mache mir schon Sorgen, doch dann steht das bekannte Auto an einem Aussichtspunkt – zum Glück alles in Ordnung. Frisch verpflegt hängen wir noch einige km dran und fahren bis kurz vor Blowing Rock.



Agi hat sich schon dort umgesehen und ein tolles Motel ausgesucht – leider keiner da als wir einchecken wollen, schade … Vor dem Abendessen gehen wir noch Shoppen und obwohl ich nix kaufen will habe ich danach ein paar Schuhe mehr. Die ausgesuchte Pizzeria ist etwas nobler aber das gute Essen ist es auch wert.

20.09. Stage 5: Blowing Rock – Asheville

Nach der Verlängerung der gestrigen Etappe gestaltet sich die Planung der heutigen Königsetappe etwas schwierig. Zwischen Little Switzerland und Asheville gibt es keine Übernachtungsmöglichkeiten. Wir planen erstmal bis zum Mount Mitchell, zur Not laden wir einfach ein …



Am Morgen ist es zwar sonnig, doch sehr frisch. Wie immer kehren wir an die Stelle des Parkways zurück, an dem wir ihn gestern verlassen haben. Wir sind auf etwa 1200 m über NN und es bläst hier ein eiskalter Wind. Ich wechsle noch mal die Klamotten und entscheide mich für die warme Winterjacke.

Der Parkway ändert heute sein Gesicht. Nach den hügeligen Etappen der Vortage wird es heute wieder bergiger. Die Landschaft hat eher Ähnlichkeiten mit dem Schwarzwald. Auch die Steigungen werden wieder länger und steiler. Als wir den Parkway nach 110 km verlassen, um den Mount Mitchell zu erklimmen, haben wir schon etwa 2300 hm in den Beinen. Und die 8 km rauf auf diesen Berg ziehen sich ewig, zumal er im unteren Teil steiler ist als erwartet. Ich falle hier in ein Motivationsloch und der immer noch total erkältete Torsten schließt wieder zu mir auf. Das letzte flachere Stück fahren wir gemeinsam, Thorsten ist natürlich schon längst oben …






Oben kann ich die geniale Aussicht nur bedingt genießen – mir ist zu kalt und ich dränge auf eine baldige Abfahrt. Thorsten schlägt vor, bis nach Asheville weiter zu fahren. Ich bin eigentlich bedient für heute. Am Mount Mitchell konnte ich mich schon nur noch damit motivieren, dass dies der letzte Berg für heute ist. Nun sollen noch 2 „kleine“ Gegenanstiege folgen – oh nein! Doch auch Torsten möchte weiterfahren und so beuge ich mich der Mehrheitsentscheidung.

Die Abfahrt vom Mount Mitchell ist krass – so lange bin ich selten am Stück dauerhaft über 70 km/h gefahren. Zurück auf dem Parkway bin ich erstmal froh über den ersten Gegenanstieg – zum Aufwärmen …




Und plötzlich läuft es wieder bei mir. Ich genieße die herrliche Aussicht und die schon tiefer stehende Sonne taucht die Landschaft in ein besonderes Licht. Nun hat Torsten ein paar Probleme, doch die ewige Abfahrt nach Asheville fahren wir wieder zusammen. Bei Milestone 380 beenden wir die heutige Etappe und suchen uns in Asheville ein Motel. Nachdem wir auch Thorsten überzeugen können im Best Western zu nächtigen, landen wir bei Pizza Hut – und scheitern (bis auf Torsten) an deren Monster-Pizzen …

21.09. Stage 6: Asheville – Waynesville

Das Frühstück im Best Western ist erwähnenswert: Große Auswahl und gut – nicht nur der eklige Süßkram … Auch heute ist es wieder kalt. Doch nach kurzem Einrollen steht der Anstieg zum Mount Pisgah an: 23 km bergauf.

Oben wartet Agi, doch genau hier verschwindet die wärmende Sonne. Wir vertilgen die Pizza-Reste vom Vortag und machen uns auf den Weg zum höchsten Punkt des Parkways. Hier ist das Wetter wieder besser und wir machen länger Rast.




Wir überlegen kurz, ob wir bis nach Cherokee durchfahren sollen, entscheiden uns aber dagegen. So genießen wir noch die Abfahrt nach Waynesville und übernachten dort wieder im Best Western Motel.

22.09. Stage 7: Waynesville – Cherokee

Die Wettervorhersage verspricht nichts Gutes für den heutigen Tag und so regnet es auch während wir frühstücken. Zum Glück ist’s am Start wieder trocken, der Regen aber nur eine Frage der Zeit …

Viel zu sehen gibt’s nicht. Die Gipfel sind in tief stehenden Wolken versunken und die Sichtweite im Nebel liegt dort unter 20 m. Zum Glück fast kein Verkehr, doch Agi macht sich Sorgen und fährt teilweise hinter uns her. In der Abfahrt ist der Nebel schnell wieder verschwunden, doch hier sind die vielen Tunnel mit Vorsicht zu genießen. Unbeleuchtet und teilweise mit Kurve – kein Spaß für mich …



Nach einem kurzen Gegenanstieg sind wir dann auch schon in der letzten langen Abfahrt. Und dann ist er da, der letzte Milestone 469 … Die Entscheidung, die Etappe zu verlängern, wird uns abgenommen, da es genau in diesem Moment anfängt zu Regnen. Also nach dem Photo-Shooting alles einladen – und das war’s.


Wir verbringen noch ein paar schöne Tage bei Darcy und Peter in Atlanta, ehe es über Amherst und Washington nach Deutschland zurückgeht.

Fazit

Alles ohne Zwischenfälle und Stürze verlaufen – das Wichtigste überhaupt. Mein Dank gilt unseren Gastgebern Evi und Gwinn in Amherst sowie Darcy und Peter in Kennesaw.

Und natürlich Agi. Ohne sie wäre diese Reise gar nicht zu Stande gekommen. Und sie war viel mehr als unsere Fahrerin – unser Sonnenschein ;-) Danke Agi!

Mehr Bilder und die Höhenprofile sind hier zu finden.